C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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Goldenes Verdienstkreuz der Republik Polen

Autor: Jörg Rasche · 21.01.2013

Im November 2012 erhielt unser Vorstandsmitglied Dr. Jörg Rasche auf Veranlassung des polnischen Staatspräsidenten Bronislaw Komorowski das Goldene Verdienstkreuz der Republik Polen. Es ist die höchste zivile Auszeichnung, die auch einmal einem Ausländer verliehen wird. Er erhielt sie für Verdienste um die Völkerverständigung und die Ausbildung in Kinderpsychotherapie und Analytischer Psychologie. Am 24. November hielt er auf einem Empfang der C. G. Jung-Gesellschaft Berlin die folgende Ansprache:

Zur Polnischen Auszeichnung

Mit zwei Gedichten möchte ich einrahmen, was ich Ihnen zur Geschichte meiner Arbeit in Polen sagen möchte. Die beiden Gedichte sind von polnischen Dichtern, das erste von Adam Mickiewicz (etwa 1830 geschrieben), das andere von Wislawa Szymborska (geschrieben 1967).

Das erste also ist ein Gedicht an eine schöne Frau:

Adam Mickiewicz:

Wohl dem, den dein Gedächtnis aufnimmt

Wie eine schöne Perle oder wie Korallen

Verwahrt im reinen Blau der Baltischen Gewässer,

der Edelbläue ewiglich anheimgefallen.

Doch ich, ein kleines Steinchen unter andern vielen,

mit Perlenglanz, Korallenzauber nicht zu messen,

wär´glücklich, einmal nur in deiner Flut zu spielen,

bevor ich untergeh´ im Sande, im Vergessen.


Adam Mickiewicz, der Nationaldichter der Polen, hat hier etwas eingefangen von der Schönheit der nördlichen Landschaft, vom „hellen Blau der baltischen Gewässer“, von „Perlenglanz und Korallenzauber“, wie es in der schönen Übersetzung von Karl Dedecius heißt. Es ist zugleich ein Abschiedsgedicht, denn wenig später musste Mickiewicz sein geliebtes Land verlassen. Er suchte Puschkin auf, der ebenfalls im Exil war, und freundete sich in Paris mit Fryderyk Chopin an, der wie er nach 1830 sein Polen nie wieder sehen sollte.

Dem reinen Blau der Baltischen Gewässer bin ich verfallen, seit ich im Sommer 1977 mit dem Fahrrad durch Polen fuhr. Wir waren Studenten, Beate und ich, reichlich naiv, mitten im kalten Krieg. Von Warschau aus radelten wir durch endlose Wälder nach Osten bis nach Augustow an der russischen Grenze und zurück durch Masuren nach Gdansk an der Ostsee. Es war ein seltsames, widersprüchliches Land, voll herrlicher Natur, strohgedeckten Häusern in Birken und Kieferwäldern und an glitzernden Seen. Doch da waren auch Erlebnisse anderer Art, mit denen wir überhaupt nicht rechneten.

An einem der ersten Abende schlugen wir unser Zelt östlich von Warschau in einem Wald auf. Es war schon dunkel,  am Ufer des Bug, eines mächtigen Stroms, der aus den Weiten des Ostens kommt.  In der Nacht hatte ich quälende Albträume. Ich sah endlose Scharen von grauen Menschen an mir vorüberziehen. Als ich am Morgen aus dem Zelt heraus kroch in den Nebel, fand ich unter den Bäumen einen zerschossenen Stahlhelm aus dem Weltkrieg. Die ganze Umgegend war zerklüftet, und Kiefern waren dicht auf den Gräben und Erdwällen gewachsen. Wir hatten in einem Schlachtfeld übernachtet.

Am folgenden Tag kamen wir im Wald zu einem Gelände mit einer Mauer und einem Museum. Am sandigen Flussufer  standen einige schöne hölzerne Bauernhäuser, und in etwas Abstand das Gebäude mit der Ausstellung. Darin waren Bilder des Konzentrationslagers, das hier gestanden hatte, zahlreiche furchtbare Aufnahmen von gequälten und verhungerten Menschen in gestreiften Kleidern. Der Aufseher erkannte uns, die einzigen Besucher seit Tagen oder Wochen, als Deutsche. Er wies immer wieder stumm auf die Bilder – er sprach kein Deutsch, oder wollte kein Deutsch sprechen, und wir verstanden kein Polnisch. Doch es war kein Vorwurf zu spüren. Das Dröhnen in meinem Kopf erinnere ich genau – seitdem möchte und muss ich wissen, was da geschehen ist.

Es gab auch heitere Momente. Als wir einmal abends über eine lange Brücke geradelt waren, und wir den ganzen Tag niemand gesehen hatten als hunderte von Störchen, kamen wir tatsächlich zu einem Gasthaus. Ich fragte den Ober (es gab wirklich einen Ober) „Moshna jesitch?“, das war fast das einzige was ich sagen konnte, und er antwortete etwas wie „Kritscha krutscha“. Wir bestellten es begeistert. Es kamen Hühnerbeinchen, denn  Kosteczka  Kurczak bedeutet Hühnerbeinchen!

Nach Polen kam ich erst wieder 24 Jahre später, 2001, als die IAAP eine entstehende Jungianische Developing Group in Polen unterstützte und die Liaison Patricia Palmer-Barnes mich fragte, ob ich dort ein Seminar geben wolle. Am besten, sagte sie, über das therapeutische Sandspiel – die jungianische Form von Kindertherapie. Es gab einen großen Bedarf an praktischer, klinischer psychoanalytischer  Methodik. Es wurden daraus zwei Seminare, eines in Krakau, eines in Warschau, und alsbald regelmäßige Seminare und Supervisionen in Jungianischer Psychoanalyse, viele Jahre lang. Meist fuhr ich mit dem Nachtzug von Berlin nach Krakau; so hatte ich Freitag, Samstag und Sonntag, drei ganze Tage für Seminare und Supervision. Ich hielt auch öffentliche Vorlesungen an der Universität und spielte einmal ein Klavierkonzert mit Werken von Robert Schumann. Eine Zeitlang hatte ich sogar Klavierunterricht bei einem Chopin-Spezialisten in Krakau. Es wurde beinahe wie ein Stück Heimat.

Dann wünschten sich die polnischen Kollegen das therapeutische  Sandspiel zu erlernen.  Gerade die Sandspieltherapie hat einiges mit Polen zu tun. Sie geht nämlich zurück auf das sog. „Weltspiel“ von Margaret Löwenfeld, einer englischen Kinderärztin aus einer polnisch-jüdischen Familie. 1920 ging Margaret Löwenfeld nach Polen, um im polnisch – sowjetischen Krieg als Ärztin zu helfen. Sie betreute vor allem Flüchtlingskinder, jene elternlos gewordenen Kinder, man nannte sie „Wolfskinder“, die hungernd und verzweifelt durch das Land zogen. Der Krieg endete 1921, wie Sie vielleicht wissen, durch das „Wunder von der Weichsel“, als die vom Weltkrieg erschöpfte Rote Armee das Feld räumte und Polen als Staat wieder entstehen konnte. Margaret Löwenfeld hatte einiges gelernt über die Bedürfnisse traumatisierter Kinder. Zurück in London eröffnete sie 1928 ihr „Institut for Child Psychology“, und dort erfanden sie und ihre kleinen Patienten das „Weltspiel“ mit vielen kleinen Figuren und einem Sandkasten von definierter Größe.  Das Weltspiel wurde welt-berühmt; in ihrem Institut arbeitete und lehrte z.B. auch der junge Donald Winnicott, der am Sandkasten die ersten Erfahrungen mit dem sog. Übergangsraum machte – dem Imaginationsraum zwischen Mutter und Kind. Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Schweizerin Dora Kalff, auf Anregung von C. G. Jung, nach London zu Frau Löwenfeld und entwickelte das Sandspiel als jungianische Methode. Bei Dora Kalff habe ich selber noch gelernt; es war in den späten 80er Jahren.

Als nun die polnischen Kollegen erfuhren, dass das Sandspiel etwas Eigenes war, das mit ihrer Geschichte zu tun hat, keine fremde Lehre aus dem Westen, nahmen sie es umso glücklicher auf. Das Thema Geschichte und Identität trat verstärkt in mein Bewusstsein. Einmal machte ich Interviews in Katowitz mit Psychotherapeuten im Rahmen ihrer analytischen Ausbildung. Katowize in Schlesien / Silesia ist eine schwer gezeichnete Stadt, die mich traurig gemacht hat. Besonders, als ich im Zug nach Krakau zurückfuhr und die Bahnstation Oswiecim – Auschwitz sah, war es ein Schock. So nah lag das Alles beisammen! Mir wurde klar, dass man in einem solchen Land und mit einer so komplexen und traumatischen Geschichte nur psychoanalytisch arbeiten kann, wenn man über die reale Geschichte mehr weiß. Das bedeutet, auch die eigene Geschichte, d.h. die der deutschen Eltern, des Krieges, des Völkermords, anzusehen und gemeinsam über sie zu sprechen. Mir war klar, dass es letztlich um Europäische Geschichte ging.

Ich organisierte also eine Tagung „Talking about History“ 2005 in Frankfurt an der Oder. Eingeladen waren polnische, englische und deutsche Kollegen. Wir wohnten in einem Studentenwohnheim auf der polnischen Seite, erschwinglich gerade für die polnischen Kollegen, und gingen gemeinsam jeden Morgen über die Oderbrücke auf die deutsche Seite in die Universität. Die Viadrina stelle uns einen großen Raum zur Verfügung. Jeder und jede erzählte in dem geschützten Rahmen seine eigene Geschichte, die der Eltern und ihrer Schicksale. Mancher sprach zum ersten Mal über die Erlebnisse der Eltern während des Kriegs, während der Judenverfolgungen, und unter Stalin oder Jaruszelski, über die verschollenen und toten Verwandten und Freunde, über betrogen – sein und über enttäuschte Hoffnungen, jedoch auch über die Zukunft und die neue Freiheit .  Die englischen Kolleginnen (unter ihnen Fiona Palmer Barnes) schilderten, was sie und ihre Familien im Krieg in England erfahren hatten, und Gert Sauer (der aus einer russischen Familie stammt) sprach über das Leiden der Russen im Krieg gegen die Wehrmacht und die Tragik des  „homo sowjeticus“ nach dem Kollaps der Sowietunion. Eine polnische Kollegin sagte, nachdem sie von der Flucht ihrer Mutter über Sibirien erzählt hatte: Ich hätte nie gedacht, dass sich einmal jemand für unsere kleine polnische Geschichte interessieren würde! Wir sprachen über die Tragik der Armia Krajowa (der polnischen Volksarmee), die von der kommunistischen polnischen Armee bekämpft wurde, wir sprachen auch vom Aufstand des Warschauer Ghettos 1943. Über ein Thema konnten wir nicht reden: es war der Warschauer Aufstand 1944. Bis heute ist das Trauma dieses verzweifelten letzten Kampfes gegen die Deutsche Besatzung und der katastrophalen Niederlage ein furchtbar belastendes und kontroverses Thema.

Das ist der Hintergrund für meine Arbeit in Polen  in den folgenden Jahren. Oft fuhr ich  mit dem Nachtzug nach Krakau und sah frühmorgens aus dem Fenster, wenn der Zug durch den Bahnhof von Oswiecim fuhr. Die Begründung der Auszeichnung, die ich nun erhalten habe, bezieht sich auf die psychotherapeutische und kinderpsychologische Ausbildung, doch auch auf die Tagung in Frankfurt und weitere Treffen, die ich zusammen mit den polnischen Kollegen organisieren konnte. Es ging um die Verständigung zwischen Deutschen und Polen. Wir fanden heraus, wie sehr die Geschichte unserer Völker immer verwoben war, tausend  Jahre lang, welch furchtbare Zäsur der deutsche Überfall 1939 und der Holocaust bedeuten, und  wie das Leiden der Menschen auf allen Seiten sich ähnelt. Ich danke den polnischen Kollegen, die mit mir auch über ihre Gefühle gegenüber dem Deutschem sprechen konnten.

Warum gerade Polen? War es die Liebe zu den reinen Baltischen Gewässern? Mein Vater war als Stabsarzt durch Polen bis kurz vor Stalingrad gekommen und nach dem Krieg zum aktiven Pazifisten geworden. Von Polen hat er nie gesprochen. Ich glaube heute, ich war auf der Suche nach meiner verlorenen Europäischen Familie. Ich habe etwas davon gefunden, ich habe Freunde gefunden.

Die Auszeichnung, die man mir verliehen hat, ist wirklich ganz ungewöhnlich.  Ich möchte die Freude über das „Goldene Verdienstkreuz“ mit all denen teilen, die mich bei meiner Arbeit in Polen direkt und indirekt  unterstützt haben. Dazu gehört in erster Linie Beate, die schon 1976 dabei war, als wir mit dem Fahrrad nach Osten fuhren und in die Geschichte eingetaucht sind.

Ich möchte jetzt noch einen weiteren Gedanken ansprechen, nämlich Verantwortung heute. Ich lese das zweite Gedicht vor. Es ist von 1967.

Wislawa Szymborska:

Vietnam

Wie heißt du, Frau?   Ich weiß nicht.

Wo bist du geboren?   Ich weiß nicht.

Wozu gräbst du dich ein?   Ich weiß nicht.

Seit wann versteckst du dich hier?   Ich weiß nicht.

Warum hast du mich in den Zeigefinger gebissen?   Ich weiß nicht.

Wir tun dir nichts Böses, weißt du?   Ich weiß nicht.

Auf wessen Seite bist du?   Ich weiß nicht.

Wir haben jetzt Krieg, du musst wählen.   Ich weiß nicht.

Steht dein Dorf noch?    Ich weiß nicht.

Sind das deine Kinder?   Ja.

Vor einigen Tagen habe ich einen Film über den Warschauer Aufstand gesehen: „Der Kanal“ von Andrzej Wajda. 1957 gedreht, während eines kurzen Tauwetters im Ostblock. Man sieht, wie Freiwillige der Armia Krowaja, nach dem der Aufstand gegen die deutsche Terrorbesatzung gescheitert ist, in die Kanalröhren unter der Stadt hinabsteigen und  versuchen, sich bis zur Weichsel durchzuschlagen. Die Deutschen setzen den „Goliath“ ein, das waren kleine ferngesteuerte Panzer mit Sprengstoff. Die Aufständischen in der Kanalisation geraten in Panik als es heißt, dass die Deutschen Gas hineingeleitet haben. Sie wollen sich unter der Stadt bis zum Fluss durchschlagen.  Das neue „Wunder von der Weichsel“ bleibt jedoch aus, der Ausgang des Kanals ist vergittert, die Polen werden am einzigen Ausgang schon von den Deutschen erwartet, andere nehmen sich selbst das Leben. Warschau, die Barockstadt, ist bereits fast vollständig zerstört. Der Film gibt den Menschen ein Gesicht – genau was die deutschen Besatzer nicht wollten: Hitler wollte das polnische Volk ausrotten wie das jüdische Volk. Warschau machten die Nazis „dem Erdboden gleich“. Das geht aber nur, ebenso wie der sog. Totale Krieg, wen der Gegner kein Gesicht hat, wenn er anonym ist.

Wenn das Individuum im Gegner verschwinden soll, dann muss auch der einzelne Täter seine Individualität abgeben. Es ist die Armee, die handelt. Der Bomberpilot sieht nicht und kennt nicht, wen seine Bomben in Stücke reißen. „Ich bin´s nicht, Adolf Hitler ist es gewesen“. Das Problem betrifft uns alle, auch heute. C. G. Jung hat sich Gedanken und Sorgen gemacht wegen des Verschwindens des Individuums, nicht nur im totalen Krieg oder in den Diktaturstaaten, sondern auch in den Massengesellschaften des Westens.  Er sieht im Individuum jedoch die einzige Hoffnung in unserer Zeit. 1957, im Jahr von Wajdas Film, schreibt er von der „allgemeinen moralischen Rückständigkeit, welche sich der modernen wissenschaftlichen, technischen und sozialen Entwicklung als nicht adäquat erweist. Zuviel steht auf dem Spiel und zu viel hängt heute offensichtlich von der psychologischen Beschaffenheit des Menschen ab.“

Jung denkt 1957 vor allem an die Atom- und Wasserstoffbomben. Er fährt fort: „Ist er (der moderne Mensch) der Versuchung, sich seiner Macht zur Inszenierung eines Weltunterganges zu bedienen, gewachsen? Ist er sich bewusst, auf was für einem Weg er sich befindet, und welche die Schlussfolgerungen sind, die er aus der Weltlage und seiner eigenen seelischen Situation ziehen müsste? Weiß er, dass er den lebenserhaltenden Mythos vom inneren Menschen, den das Christentum für ihn aufbewahrt hat, im Begriffe steht zu verlieren? Vergegenwärtigt er sich, was auf ihn wartet, wenn diese Katastrophe eintreten sollte? Kann er sich überhaupt vorstellen, dass dies eine Katastrophe bedeuten würde? Und weiß schließlich der einzelne, dass er das Zünglein an der Waage ist?“

Das zweite Gedicht von Wislawa Szymborska  ist aus dem Jahr 1967, 10 Jahre nach dem Film Wajdas. Es ist die Zeit des Vietnamkrieges. Wislawa, in Polen hinter dem Eisernen Vorhang,  nimmt genau wahr, was geschieht, wenn Bomben und Napalm auf einen anonym gemachten Gegner abgeworfen werden. Sie ist geboren 1923, 1944 während des Warschauer Aufstands war sie 21 Jahre alt. 1955 hat sie übrigens das gleiche Polnische Goldene Verdienstkreuz verliehen bekommen wie ich jetzt.

Ich bringe Ihnen dieses Gedicht aus aktuellem Grund. Es reicht nicht, eine Auszeichnung zu feiern, die für Verdienste um Völkerverständigung und Psychotherapie vergeben wird. Gerade, wenn sie aus polnischer Hand an einen Deutschen geht.  Deutschland ist der drittgrößte Waffenproduzent und Waffenexporteur der Welt. Die modernen Waffen haben gerade die Anonymisierung des Gegners zur Perfektion entwickelt. Die Leopard 2-Panzer, die mit Billigung der deutschen Regierung in Krisengebiete verkauft werden (unter Umgehung des Parlaments) sind ebenso furchtbare Waffen wie die sog. Drohnen, die als unbemannte Bombenflugzeuge im nahen Osten eingesetzt werden. Drohnen sind die perfektionierten Goliaths von heute. Der arabische Frühling wurde zum blutigen Bürgerkrieg durch die ungeheuren Mengen an Waffen, die in diese Region geschafft wurden.  In der letzten Ausgabe der  „Zeit“ ging es um „Kampfroboter als moralisches Problem: Wo kein Soldat sein Leben riskiert, wird Krieg zum Terror“. Es hieß:  „Die gezielte Tötung per Mausklick gleicht einer Menschenjagd, die brutaler und rücksichtsloser ist als die Jagd von Wild…. Es ist pervers, vor dem Bildschirm sitzend eine ganze Region, eine ganze Bevölkerung in Angst und Schrecken zu setzen…ein Drohnenpilot befindet sich (…) außer jeder Gefahr.“

Ich möchte Sie also bitten, nicht Ruhe zu geben und ihre Meinung zu sagen, wo Sie nur können, und gegen die Produktion von Kriegswaffen und Waffenhandel von Deutschland aus zu protestieren.

Wislawa Szymborska:

Vietnam

Wie heißt du, Frau?   Ich weiß nicht.

Wo bist du geboren?   Ich weiß nicht.

Wozu gräbst du dich ein?   Ich weiß nicht.

Seit wann versteckst du dich hier?   Ich weiß nicht.

Warum hast du mich in den Zeigefinger gebissen?   Ich weiß nicht.

Wir tun dir nichts Böses, weißt du?   Ich weiß nicht.

Auf wessen Seite bist du?   Ich weiß nicht.

Wir haben jetzt Krieg, du musst wählen.   Ich weiß nicht.

Steht dein Dorf noch?    Ich weiß nicht.

Sind das deine Kinder?   Ja.

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– Adam Mickiewicz: Gedichte, übersetzt von Karl Dedecius

– Byung-Chul Han: Clausewitz im Krieg. Kampfroboter als moralisches Problem. Die Zeit Nr.47, 15. November 2012

– C. G. Jung (1957): Gegenwart und Zukunft. Rascher Verlag Zürich und Stuttgart

– Wislawa Szymborska (1967): Hundert Gedichte – Hundert Freuden. Übersetzung Karl Dedecius. Wydawnistwo Literackie, Krakow 1997

Im Anschluss an die Ansprache spielt Francois Lambret, Paris,  die 1. Ballade von Fryderyk Chopin.

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