C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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Mitte des Lebens – die dritte Chance. Überlegungen zum Individuationskonzept von C.G. Jung

13. November 2010 - 14:30 Uhr
Praxis Dr. Veronika Veltkamp, Badensche Str. 54, Berlin
Referent: Verena Kast

Dieser Vortrag ist Teil der feierlichen Eröffnung des ersten Veranstaltungsjahres der C.G. Jung Gesellschaft Berlin.

C.G. Jung hat 1931 einen Vortrag gehalten zum Thema der Lebenswende. ((Jung Carl Gustav (1931) Die Lebenswende. In: GW 8, Walter Olten)) Er war der erste, der eine Entwicklung bis zum Tod postulierte, und für ihn waren besonders die Entwicklungen in der 2. Lebenshälfte interessant, der sogenannte Individuationsprozess. Ziel des Individuationsprozesses ist es, immer echter, immer authentischer zu werden. Der zu werden, der ich bin, die zu werden, die ich bin. Dieser Individuationsprozess entsteht in einer kontinuierlichen Auseinandersetzung zwischen Aussenwelt und Innenwelt, innerhalb von Beziehungen. Symbole, Phantasien, in Form von kreativen Phantasien, aber auch in Form von Erinnerungen spielen dabei eine grosse Rolle. Es geht bei diesem Individuationsprozess auch darum, Ausgespartes zu integrieren, Überholtes abzulegen.

Jung war der Ansicht, dass man in der ersten Lebenshälfte die sozialen Ziele erreichen wolle: Beruf, Beziehung, Familie, Ansehen, und dass das auf Kosten der „Totalität der Persönlichkeit“ gehe. Diese Einseitigkeit vermutete er hinter Depressionen, die ihm zu dieser Zeit besonders gehäuft aufzutreten schienen. Hinter den Depressionen vermutete er „Leben, das auch hätte gelebt werden können.“

Bei der Lebenswende, so Jung, finde eine bedeutende Veränderung in der Seele des Menschen statt. Eigenschaften, die seit der Kindheit verschwunden seien, treten wieder auf. Interessen verblassen, andere treten in den Vordergrund. Überzeugungen verhärten sich, werden zu Fanatismus.

Was in der ersten Lebenshälfte schädlich ist, sich zu sehr mit seinem Selbst zu beschäftigen, ist jetzt notwendig. Man muss neue Ziele finden, und diese sieht Jung in der Auseinandersetzung mit dem Selbst. Diese Auseinandersetzung gibt dem Leben einen Sinn und sie sorgt auch für eine Zielrichtung. Ein ziergerichtetes Leben hält Jung allemal für besser als ein zielloses. Hier wäre früher die Religion eine Art Lebensschule gewesen, eine Schule für die zweite Lebenshälfte, für das Greisenalter, den Tod; das sei sie (1931) nicht mehr. Er meint, die Langlebigkeit des Menschen müsse einen Sinn haben, der Lebensnachmittag könne nicht nur ein „klägliches Anhängsel des Vormittags“ sein. Er fragt sich, ob die Entwicklung von „Kultur“ Sinn und Zweck der 2. Lebenshälfte sein könnte.

Am Sonntag, den 14. November findet zusätzlich ein vertiefender Workshop zum Thema Lebensmitte mit Verena Kast statt.

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