C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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» Klassische Psychedelika – Therapeutische Anwendungen, Risiken und ihr Bezug zu spirituellem Erleben«

17. Februar 2024 - 15:00 Uhr
Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin
Referent: Dr. med. T. Majić und Dr. med. M. Krapp

im Rahmen der Arbeitsgruppe „Jung und der westliche spirituelle Weg aus heutiger Sicht“, Vortrag und Diskussion

Dr. med. Krapp schreibt dazu:
Dieser Vortrag findet im Rahmen der Arbeitsgruppe „Jung und der westliche spirituelle Weg aus heutiger Sicht“ statt. Parallel zu der aktuellen Entfaltung des westlichen spirituellen Wegs widmete sich auch die Wissenschaft zunehmend der Erforschung von meditativen, spirituellen und mystischen Zuständen. Da psychedelische Erfahrungen oft archetypisch – numinosen Charakter haben und signifikant häufig mit spirituellen, ja mystischen (Offenbarungs-) Erlebnissen einhergehen, lässt sich zu diesen über die Untersuchung der Psychedelika- Wirkung leichter ein wissenschaftlicher Zugang herstellen. Was die Dynamik der neuronalen Vernetzung im Gehirn angeht, haben psychedelische und meditative Zustände viele Ähnlichkeiten.

In den letzten zwanzig Jahren hat die Erforschung psychedelischer Substanzen einen enormen Aufschwung erfahren. Ihre therapeutische Wirkung kann die von herkömmlichen Medikamenten wie z.B. Antidepressiva deutlich übertreffen. Dies beruht auch darauf, dass die psychedelischen Erfahrungen intensiv psychotherapeutisch nachbereitet und aufgearbeitet werden.

Es wäre daher naheliegend, dass sich gerade die Analytische Psychologie mit diesem aktuellen wissenschaftlichen Diskurs auseinandersetzt. Dass dies bisher nur in Ansätzen geschieht, dürfte wesentlich daran liegen, dass Jungs Einstellung zur psychedelischen Forschung seiner Zeit reserviert bis ablehnend war. Psychedelische Substanzen sind für ihn „eine bedauerliche Regression für kultivierte Menschen, ein gefährlich einfacher ‚Ersatz‘ und Surrogat für echte Religion“ (Jung 1957). Es wird „eine Übermacht des Unbewussten heraufbeschworen, […] aber eine Integration der geschauten Inhalte ist dadurch selten möglich.“ (Von Franz 1972)

Wie die aktuelle Wissenschaft versucht, die unter Psychedelika-Einfluss geschauten archetypisch- numinosen, spirituellen und mystischen Inhalte psychotherapeutisch aufzuarbeiten und zu integrieren, wird uns Dr. med. Tomislav Majić in seinem Vortrag aufzeigen.
Er bemerkt dazu:
„Klassische Psychedelika wie LSD, Psilocybin, Meskalin und Ayahuasca werden seit einigen Jahren wieder intensiv zum besseren Verständnis des menschlichen Bewusstseins und für die Behandlung psychischer Störungen untersucht. Zu den zurzeit am meisten diskutieren Indikationen für eine Behandlung mit Psychedelika zählen depressive Erkrankungen, Substanzgebrauchsstörungen, sowie existentielle Krisen bei lebensbedrohlichen körperlichen Erkrankungen. Dabei wird die Eigenschaft der Substanzen, spirituelle Erfahrungen zu begünstigen, als wichtiger therapeutischer Wirkmechanismus diskutiert. Psychedelika zeigen eine niedrige Toxizität und haben kaum ein abhängigkeits-erzeugendes Potential. Es gibt allerdings andere Risiken, die sie von den suchterzeugenden Substanzen wesentlich unterscheiden. Der Vortrag möchte einen Einblick in die besonderen Wirkungen, aber auch die möglichen Risiken dieser interessanten Gruppe von psychoaktiven Substanzen geben.“

Dr. med. Tomislav Majić kommt aus Berlin und ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité betreut er die für den Bezirk Tiergarten zuständige Allgemeinpsychiatrische Akutstation und eine Tagesklinik mit Schwerpunkt akzeptierende Arbeit mit Doppeldiagnosen. Seine klinischen Schwerpunkte sind Psychosen, Borderline Störungen und Substanz-bezogene Störungen. Er ist Leiter der AG Psychedelic Substances Research Group an der Charité und wissenschaftlicher und therapeutischer Mitarbeiter an der EPIsoDE Studie. In dieser groß angelegten klinischen Untersuchung wird bei 144 Patienten die therapeutische Wirkung von Psilocybin in der Behandlung therapieresistenter Depression erforscht. Herr Dr. Majić ist zudem Dozent am Berliner Institut für Psychiatrie und Psychoanalyse.
Herr Dr. Majić hat zur Thematik seines Vortrags viele wissenschaftliche Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht. Er ist zudem Mitherausgeber vom „Handbuch Psychoaktive Substanzen“ (Springer 2017).

Teilnahmegebühr  12/10/8 € (Gäste/MItglieder/Studenten und Erwerbslose)

Ort: Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin

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