C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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Weihnachtsbrief von Bruder David Steinle-Rast

17.12.2022

Advent 2022.

  • Liebe Freunde,

    Heuer bin ich schon früher als in anderen Jahren nach Argentinien geflogen, also werde
    ich Weihnachten mitten im Sommer feiern. Wie jedes Jahr, bin ich täglich von neuem
    ergriffen von den Adventsmelodien im monastischen Stundenbuch. Aber dann blicke ich
    auf und finde statt Tannenduft, Kerzenlicht und Schnee, den Pfirsichbaum vor meinem
    Fenster, dessen reifende Früchte wir mit fast hoffnungslosen Bemühungen und täglich
    neuen Einfällen respektvoll gegen die Papageienschwärme verteidigen müssen.

    Weil mir also das gewohnte Drum und Dran dieser festlichen Zeit fehlt, muss ich mich
    auf das Wesentliche besinnen. Dabei fällt mir heuer etwas auf, was ich bisher vielleicht
    gar nicht zum Wesentlichen gezählt hätte: nämlich wie wichtig es uns ist, mit Freunden
    gemeinsam zu feiern, ja wie wesentlich Gemeinsamkeit und Feiern zusammengehören.
    Auch wer alleine feiert, weiß sich anderen in Gemeinschaft verbunden. In Vereinzelung
    kann niemand feiern. Tisch und Altar werden erst durch die feiernde Gemeinschaft
    festlich. Darum ist für mich heuer Gemeinschaft das Schlüsselwort zum Verständnis
    dieser festlichen Jahreszeit.

    Zugleich ist nichts dringender notwendig in unserer Zeit, als dass wir in allen Bereichen
    das verlorene Gemeinschaftsbewusstsein wieder aufbauen. Nur gemeinsam können wir
    die großen Aufgaben lösen die uns gestellt sind: Überbevölkerung, Umweltzerstörung,
    Klimawandel, Gesellschaftsspaltung, Korruption … Aber wie können wir als Einzelne
    damit beginnen? Eben beim Feiern.

    Euch, meine Freunde, bitte ich dringend, wenn ihr einander festlich zutrinkt, denkt ganz
    ausdrücklich auch an die Anderen, die Euch, wenn Ihr’s eingesteht, gleichgültig sind.
    Schneidet heikle Themen an – mitten im festlichen Feiern. Etwa Migranten“, Krieg, oder
    Hunger. Schon das stellt Gemeinschaft her. Fragt einander: „Was kann ich persönlich
    tun, um Brücken zu bauen statt Mauern? Das verlangt (weihnachtliches) Umdenken.
    Mutter und Kind sind das Urbild von Gemeinschaft und bleiben ihr Leitbild. Die Mutter
    sieht das Böse im Kind als das Noch-nicht-Gute. Wir können lernen, mit den Augen
    einer Mutter das Böse in der Welt – ohne es zu beschönigen – als das Noch-nicht-Gute
    zu sehen. Dann heißt es alles aufzubieten, um einfallsreich damit umzugehen. Was
    kann ich persönlich ganz konkret tun, um irgendwo eine gesellschaftliche Kluft zu
    überbrücken – ganz gleich was es mich kostet? Dazu bereit zu sein, ist unser
    unerlässlicher Beitrag, um das Versprechen der Weihnachtsengel Wirklichkeit werden
    zu lassen: “Friede den Menschen auf Erden!”

    So dringend ist all das, dass ich es riskiere muss so eindringlich zu schreiben, dass es
    aufdringlich erscheinen mag. Verzeiht mir bitte. Die Botschaft ist eine frohe. Es geht ja
    letztlich darum, in jedem Augenblick das Leben zu feiern — nicht oberflächlich, sondern
    echt, also unbegrenzt gemeinsam. Diese Freude wünsche ich Euch für jeden Tag von
    2023 und weit in die Zukunft.

    Euer Bruder David

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