C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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»Arbeitsgruppe „Jung und der westliche spirituelle Weg aus heutiger Sicht“. Vortrag mit Diskussion: „Analytische Psychologie und psychedelische Forschung – eine Komplementarität?“«

16. März 2024 - 15:00 Uhr
Gemeindehaus der Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin
Referent: Dr. med. Manfred Krapp

Unser Referent schreibt dazu:

Ausgehend vom Vortrag von Herrn Dr. Tomislav Majić „Klassische Psychedelika – Therapeutische Anwendungen, Risiken und ihr Bezug zum spirituellen Erleben“, möchte ich die wechselseitigen Verbindungen zwischen psychedelischer Forschung und Analytischer Psychologie aufzeigen. Jung selbst hat sich mit dieser Thematik nur marginal beschäftigt, seine wenigen Statements dazu sind reserviert-skeptisch bis abwertend. Er sieht vor allem die Gefahr der Inflation durch das Unbewusste, dass das Ich-Bewusstsein psychedelische Erfahrungen nicht integrieren könne. Diese haben für ihn auch keine echte transzendente Qualität. Von daher haben sich jungianische Psychoanalytiker lange Zeit kaum mit dieser Thematik beschäftigt.

Etwa seit der Jahrtausendwende hat die psychedelische Forschung enorm zugenommen. Da psychedelische Erfahrungen häufig archetypisch-numinosen Charakter haben und mit spirituellen, ja mystischen Erlebnissen einhergehen können, wird in der (Forschungs-) Literatur häufig auf Jung verwiesen. Zentrale Konzepte der Analytischen Psychologie von seelischen Transformationsprozessen, wie diese durch Archetypen, besonders das Selbst, gesteuert werden und in der alchemistischen Bilderwelt symbolisch Ausdruck erfahren, sind in die Psychotherapie mit Psychedelika eingeflossen. Alchemistische Vorstellung von unus mundus und scintilla, Seelenfunken, entsprechen der psychedelischen Weltsicht. Auch bei der retrospektiven Aufarbeitung der im klinischen Kontext gemachten psychedelischen Erfahrungen, der sogenannten Integrationsphase, erweist sich die jungianische Psychoanalyse mit ihrem Symbolverständnis und ihrer spirituellen Ausrichtung als hilfreich.

Der kürzlich erschienene Sammelband zum Kongress „Psychedelics and Individuation“, der am Pacifica Graduate Institute stattfand, zeigt auf, wie aktuell „jungianische Analytiker und Tiefenpsychologen Psychedelika in ihre Praxis inkorporieren und anwenden“ (ebd.). Dabei spielen auch traditionelle schamanistische Heilverfahren, wie sie z.B. im Amazonasgebiet oder den Anden angewandt werden, eine Rolle.

Laut Sonu Shamdasani, dem Herausgeber des Roten Buches von Jung, ist die Evidenz groß, dass dieses auch unter dem Einfluss von Meskalin, der psychedelischen Substanz des mittelamerikanischen Peyote-Kaktus, entstanden sein könnte. Anhand der Meskalinforschung möchte ich aufzeigen, was für und gegen diese Hypothese spricht. Viele von Jungs Bildern enthalten die sogenannte “halluzinatorische Formkonstante“ (Klüver), das sind rhythmische, geometrisch-ornamentale und kaleidoskopartige Formen, die oft mandalaartig sind. Sie charakterisieren die psychedelische Wahrnehmung, können sich aber auch allgemein in kreativen und psychotischen Zuständen manifestieren.

Zur Person:

Dr. med. Manfred Krapp ist Facharzt für Psychiatrie und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Ausbildung zum jungianischen Psychoanalytiker am C.G. Jung-Institut Zürich. Promotion bei Prof. G. Benedetti über bildnerische Gestaltungen von psychotisch Kranken in Gruppen. Seit 1985 niedergelassen. Dozententätigkeit an den Jung-Instituten Zürich und Brasilia, und an der Akademie für Psychotherapeutische Medizin Berlin (APM). Zahlreiche Publikationen und Vorträge, besonders zum jungianischen Bild- und Symbolverständnis, und zur Psychotherapie der Psychosen.
Buchveröffentlichungen:  „ICH – DU – WIR. Zur bildnerischen Symbolik von therapeutischen Transformationsprozessen in Gruppen“. Opus magnum 2010
„‘Das Girl von Ipanema‘ als Seelenbild. Tom Jobims unerfüllte Sehnsucht.“ Ibidem-Verlag 2016

Teilnahmegebühr  12/10/8 € (Gäste/MItglieder/Studenten und Erwerbslose)

Ort: Gemeindehaus der Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 3, 10783 Berlin

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